Dichterliebe
Roman, 2013
2013 bei Knaus Verlag

Vor dem weißen Rock die dunklen Schlieren eines Traums. Alptraum, was sonst … Ich kam zu spät zur Lesung, suchte vergeblich den Ort, landete in der falschen Stadt, rannte durch einen Bahnhof ohne Anzeigetafeln. Eine Durchsage meldete zwanzig Minuten Verspätung, aber von welchem Zug? Bahnbedienstete standen herum und erklärten: „Das alles geht uns nichts mehr an. “Eine Schaffnerin rief: „Geschieht Ihnen recht!“ Endlich fand ich die Bibliothek, Zuhörer waren auch da, aber es stellte sich heraus, ich war gar nicht eingeladen.

Der Lyriker Henry Steiger war in der DDR ein viel gelesener und geehrter Autor. Durch die Wende verlor er sein Publikum. Im Westen lese niemand Gedichte, sagt sein Verleger und rät zu einem Liebesroman. Doch Henry hält Prosa für unter seiner Würde. Bis die junge West-Kollegin Sidonie seine Phantasie beflügelt.

In Dichterliebe fragt Petra Morsbach ernst und ironisch zugleich nach dem Platz des Künstlers in der Gesellschaft. Nebenbei ist es eine kleine Studie über Poesie und Macht, über Verlust und Gewinn von Wirklichkeiten durch Träume und darüber, wie Künstler lieben.

"Der Roman ist genau, sprachmächtig und amüsant. Eine Geschichte, die als gute Geschichte über sich hinausgreift: Sie begleitet ein Leben in der Existenzkrise, fragt nach dem Platz der Literatur und behandelt in aller Eigenart einen Fall von Liebe."
Werner Liersch, NEUES DEUTSCHLAND

"Dichterliebe fußt auf einer genauen Kenntnis von Dichterseelen und Literaturbetrieb. Ein Spiel über die Bande. Wer spricht hier eigentlich durch wen? Erzähler ist Henry Steiger, Lyriker aus dem Osten, ausgedacht hat ihn sich Petra Morsbach, Prosaistin aus dem Westen. Sie - die Westfrau – ergeht sich in Männerphantasien und DDR-Klischees. Das ist mutig. Aber sie macht das so einfühlsam, dass der Leser in ein Wechselbad der Gefühle gerät."
Benedikt Gondolf, ASPEKTE

"Lapidar, hintergründig, erbarmungslos und mitfühlend … Ausgerechnet einer »Westschnepfe«, um in Henrys Jargon zu bleiben, ist der originellste Ost-Roman der Saison gelungen."
Alexander Cammann, DIE ZEIT