Warum Fräulein Laura freundlich war
Über die Wahrheit des Erzählens, Essay 2006
Erhältlich als Taschenbuch wie als eBook bei B.o.D.(Book on Demand)

Sie hat vorzügliche Bücher geschrieben. Mit „Warum Fräulein Laura freundlich war“ erweist sich Petra Morsbach jetzt auch als exzellente Textdeuterin. Sie liest hier drei literarische Texte behutsam, aber entschieden gegen den Strich. Wer eine Schmähschrift erwartet, liegt falsch: Petra Morsbach operiert mit großer Gewissenhaftigkeit, die ihrem Gegenstand jederzeit Respekt erweist. (…)
Das Buch ist ein Fest der Deutung. Morsbach bricht Tabus, aber mit einer an jeder Stelle von Klarheit und Redlichkeit durchzogenen Sprache und Gedankenführung – eine beglückende Erfahrung.
Dierk Wolters, FRANKFURTER NEUE PRESSE

Petra Morsbach zeigt in genauen Text-Analysen, wie die Wahrheit des Erzählens genau in dem Moment in Verstellung, Ungenauigkeit, Lüge umschlägt, in dem der Autor seinem Stoff nicht mehr frei gegenübersteht. (...) Sie geht mit feinstem Besteck an die Arbeit. Das Wichtigste aber ist das untrügliche Ohr für den Ton. Ihr Kunstverstand sagt ihr, wenn ein Satz nicht stimmt, wenn sich ein Autor hinter indirekten Wendungen versteckt. Gespannt folgt man ihr bei ihren Entdeckungen.
Morsbach könnte sich nicht so weit vor wagen, dürfte sie nicht ihrer Argumente und ihrer persönlichen Integrität sicher sein. Nie greift sie jemanden persönlich an: „Es ist für Nachgeborene unmöglich zu sagen, was einer hätte besser machen können... Ebensowenig können Nachgeborene sagen, wie einer seine Erfahrungen hätte deuten sollen. Wir können höchstens seine Deutung betrachten und uns aus größerer Distanz über seine Sprache den Erkenntnissen annähern, die er dämonisierend und bagatellisierend vermieden hat. Sie wahrzunehmen und die richtigen Folgerungen zu ziehen, wäre die Aufgabe". Ein nobler Ansatz, der genau so weit ins Leben wie in die Kunst führt.
Beate Kayser, TZ München